CMT-Bericht 11/2008: Gewichtsmanagementsystem in der Unikatfertigung hochausgerüsteter Spezialschiffe

Universität Rostock, Lehrstuhl Fertigungstechnik
Prof. Dr.-Ing. Martin Christoph Wanner, Andreas Gürth, Oliver Wurst

Das IGF-Vorhaben 14349 BR der Forschungsvereinigung Center of Maritime Technologies e.V. (CMT) wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.

Der Bericht kann beim FSM bestellt werden. Bitte senden Sie eine E-Mail an info(at)fsm-net.org

Zusammenfassung

Gewichtsmanagement im schiffbaulichen Wertschöpfungsprozess, bedeutet die Überwachung des Gewichts und des Gewichtsschwerpunktes von Bauteilen, Sektionen und dem Produkt „Schiff“ von der frühen Entwurfsphase bis hin zum Nachweis der wesentlichen Schiffseigenschaften im Krängungsversuch. Der ganzheitliche Ansatz eines Gewichtsmanagements kam im deutschen Schiffbau lediglich in speziellen Projekten zur Anwendung. Ein Leitfaden zur allgemeinen Vorgehensweise bei der Gewichtsüberwachung im Schiffbau ist bisher noch nicht publiziert worden. Außerdem sind die speziell im Handelsschiffbau derzeit eingesetzten Hilfsmittel, insbesondere die Messeinrichtungen zur Gewichtsüberwachung wegen der unzureichenden Genauigkeit zur präzisen Gewichtsbestimmung nicht geeignet. Dabei handelt es sich zumeist um Messeinrichtungen zur Anlagensicherung gegen Überlast. In der Analysephase des Projekts wurden zunächst die verwendeten Methoden und die zeitliche Abfolge bei der theoretischen Gewichtskalkulation in der Angebots- und frühen Entwurfsphase analysiert. Sowohl die Vorgehensweise bei der Kalkulation von Spezialschiffen als auch die Kalkulation von Handelschiffen wurden im Rahmen des Projekts untersucht. Ein Überblick über die momentan eingesetzten Verfahren im Bereich der Gewichtsbestimmung sowie eine Bestandsaufnahme der verfügbaren Messmittel mit Hilfe eines speziellen Fragebogens standen überdies im Mittelpunkt der Analyse. Mit diesen Erkenntnissen wurde im Anschluss eine eingehende Fehlerbetrachtung der derzeit eingesetzten Gewichtsbestimmungsmaßnahmen an Hand einer exemplarischen Werft durchgeführt. Dabei wurden die Vorgehensweise und Bewertungskriterien einer FMEA herangezogen, um die Signifikanz der einzelnen Fehler für den Gewichtsbestimmungsprozess bewerten zu können. In der anschließenden Konzeptphase des Projekts wurde unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus der Analysephase an der Verbesserung der angewendeten Methoden und Verfahren zur Optimierung des Kalkulationsprozesses für Gewicht und Gewichtsverteilung gearbeitet. Zudem wurde ein informations- und messtechnisches Konzept zur Bestimmung und Verwaltung von Einzelgewichten erstellt. Letztlich wurde ein Messkonzept für baubegleitende Schwerlastmessungen erstellt, dessen Kern ein Schwerlastmesssystem darstellt, welches in der Lage ist, sowohl die Masse der Großstruktur als auch den Schwerpunkt in 3 Dimensionen zu bestimmen. In der dritten Projektphase gelang es, das informations- und messtechnische Konzept zur Gewichts- und Schwerpunktmessung auf der Grundlage eines mit den beteiligten Werften abgestimmten Anforderungsprofils prototypisch zu realisieren. Die erarbeiteten Konzepte wurden mit den Werften diskutiert. Im Ergebnis dieser Arbeiten wurden die Grundlagen für ein Handbuch, welches einen Leitfaden zum Gewichtsmanagement im Schiffbau darstellt, auf der Basis der Gliederung eines Handbuchs zur ISO 9000 erstellt.