Technische Universität Berlin – Institut für Land- und Seeverkehr Fachgebiet Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme
Prof. Dr.-Ing. Gerd Holbach, Dipl.-Ing. Christopher Stanik
IPRI – International Performance Research Institute gGmbH
Univ.-Prof. Dr. Mischa Seiter, Dipl.-Kffr. Dipl.-Vw. Sabine Bolt
Das IGF-Vorhaben 421 ZN des Center of Maritime Technologies e.V. wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages gefördert.
Der Bericht kann beim FSM bestellt werden. Bitte senden Sie eine E-Mail an info(at)fsm-net.org
Zusammenfassung
In den letzten Jahren hat das Life Cycle Costing (LCC) in der maritimen Industrie, insbesondere bei Werften und Reedereien, zunehmend an Bedeutung gewonnen. Aufgrund der hohen Betriebskosten eines Schiffes, die durch eine lange Nutzungsdauer von mindestens 25 Jahren bedingt sind und die einen Anteil von bis zu 80% und mehr an den gesamten Lebenszykluskosten haben, ist eine Kostenbetrachtung über den gesamten Schiffslebenszyklus besonders wichtig.
Allerdings wird das Potenzial des LCC in der maritimen Industrie bei weitem nicht ausgeschöpft, da die Methoden und Prozesse in den Unternehmen der maritimen Industrie größtenteils „historisch gewachsen“ sind. Eine systematische Adaption des LCC an die Anforderungen und Herausforderungen der maritimen Industrie und eine umfassende Integration des LCC in die Unternehmensprozesse hat bisher nicht stattgefunden.
Im Forschungsprojekt „Life Cycle Costing in Schiffbau und Schifffahrt“ (IGF 421 ZN) wurde ein an die Anforderungen von Werften und Reedereien angepasstes LCC-Instrument entwickelt. Das LCC-Instrument besteht aus
- einem LCC-Demonstrator,
- einem Vorgehen zur Implementierung des LCC-Demonstrators,
- einem Kennzahlenkatalog sowie einem
- LCC-Handbuch.
Für die Entwicklung eines branchenspezifischen LCC-Instruments wurden drei Forschungsziele formuliert:
- Entwicklung eines investitionsrechnerischen LCC-Modells für das Produkt Schiff,
- Entwicklung eines LCC-Instruments für die maritime Wirtschaft sowie
- die Erarbeitung eines LCC-Handbuchs zur praktischen Anwendung des LCC-Instruments.
Das Investitionsrechenmodell (IRM) bildet die Grundlage für den LCC-Demonstrator. In dem IRM wurden alle für Werften und Reedereien relevante Kosten und Erträge berücksichtigt, die über den gesamten Lebenszyklus eines Schiffes anfallen. Mithilfe der Kapitalwertmethode werden die Lebenszykluskosten eines Schiffes berechnet. So können alternative Investitionsentscheidungen miteinander verglichen werden und Aussagen zur langfristigen wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit getroffen werden.
Mit der Nutzung des LCC-Demonstrators streben Unternehmen der maritimen Industrie die Erreichung verschiedener Ziele an. Es wurden Ziele mit Werften und Reedereien erarbeitet sowie Kennzahlen abgeleitet, die in einem Kennzahlenkatalog zusammengefasst wurden. Aus diesem Katalog können Unternehmen ihre Ziele auswählen, die sie mit dem LCC verfolgen, und die Erreichung dieser mit den dazu vorgeschlagenen Kennzahlen messen.
Der LCC-Demonstrator wurde mit Hilfe von MS Excel/Visual Basic for Applications erstellt. Der LCC-Demonstrator ermöglicht den Unternehmen der maritimen Wirtschaft eine übersichtliche und auf ihre Bedürfnisse angepasste Nutzung der Forschungsergebnisse. Zur Gewährleitung der einwandfreien Funktionalität des erstellten LCC-Demonstrators, wurde dieser in mehreren Erprobungstreffen in Form von Schulungen und praktischen Test-Cases mit Unternehmen des Projektbegleitenden Ausschusses getestet und validiert.
Eine wichtige Voraussetzung, dass der LCC-Demonstrator in der unternehmerischen Praxis anwendbar ist, ist es erforderlich, dass dieser erfolgreich im Unternehmen implementiert wird. Dazu wurde ein Implementierungsvorgehen erarbeitet, das sowohl für Reedereien als auch für Werften geeignet ist.
Zusätzliche Unterstützung erfahren die Unternehmen der maritimen Wirtschaft durch das mitgelieferte LCC-Handbuch. Das Handbuch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil werden Hilfestellungen zur unternehmerischen Nutzung des LCC-Demonstrators gegeben (Benutzerhandbuch). Im zweiten Teil werden Hilfestellungen zur unternehmerischen Implementierung des LCC-Demonstrators aufgezeigt. Das Handbuch erleichtert somit nicht nur die Benutzung des LCC-Demonstrators, sondern liefert auch Hilfestellungen und hält Handlungsempfehlungen bereit.